Eine berührende Geschichte voller Magie und Tragik 

Michel Bergmann stellte in der Buchhandlung Rübezahl sein neues Buch „Mameleben oder das gestohlene Glück“ vor

 

DILLENBURG (helb). Eine Mischung aus biografischer Spurensuche. Erzählung seiner persönliche Lebensgeschichte und zudem eine Geschichte der überlebenden Juden in Deutschland ist Michel Bergmann neuer Roman „Mameleben oder das gestohlene Glück“ (Diogenes Verlag). Der Frankfurter Autor, Journalist und Regisseur, der sich mit seiner „Teilacher- Trilogie vor zehn Jahren schon zweimal den Dillenburger Literaturfreunden präsentierte, war am Mittwochabend auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dillenburg und der Buchhandlung Rübezahl abermals zu einer Lesung in Dillenburg zu Gast, um sein neues Buch vorzustellen.

 Groß war die Schar der Besucherinnen und Besucher in der Buchhandlung am Hüttenplatz, die hautnah erfahren wollten, was es mit „Mameleben“ auf sich hat, die sehr viel ist mehr als nur die Geschichte einer toxischen Mutter-Sohn-Beziehung. Michel Bergmann thematisiert hier auf höchst eindringliche Weise die Auswirkungen des Holocaust auf die nächste Generation, die den Schrecken der NS-Diktatur nicht selbst erlebt hat, aber indirekt stark davon betroffen ist. 

 In ausgewählten Passagen aus seinem Roman schilderte Bergmann wie er sich als Heranwachsender von den Erwartungen seiner Mutter, die den Holocaust überlebt hat, schier erdrückt fühlt. Und selbst noch als Erwachsener ringt der Sohn verzweifelt um die Anerkennung seiner Mutter, gegen die er aufbegehrt, wohlwissend, dass er ihren Ansprüchen nie genügen wird, und er ahnt, warum das so ist. Jedoch erst nach ihrem Tod beginnt Michel Bergmann, sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Charlotte Bergmann, geborene Meinstein, auseinanderzusetzen

  Mit Bedacht und großer Vorsicht nähert sich Michel Bergmann seiner Mutter, die ihn mit ihrer Liebe überforderte: „Manchmal kam es mir so vor, als hätte sie mich nur geboren, um jemanden zu haben, dem sie Vorwürfe machen kann“, schreibt der Autor in seinem bewegenden Buch „Mameleben oder das gestohlene Glück“, das für Buchhändler Johannes .der den Autor begrüßte,  weder eine Verklärung noch eine Abrechnung mit seiner Mutter ist.

  Bergmann, der sich freute wieder in Dillenburg zu sein, stieg nach dem Vermerk auf das Gebot: „Du sollst Vater und Mutter ehren, sonst geht es dir schlecht“, in die Lebensgeschichte  seiner Mutter ein, in der er den Part des undankbare Sohnes innehatte: „Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie mich nur geboren hat, um mir Vorwürfe zu machen.“ Dennoch lässt er es an der Liebe zu seiner Mutter nicht fehlen, die er in einer Mischung aus Tragik und Komik beschreibt: „Ein verlockender exotischer Vogel, das war meine Mutter. Sie konnte äußerst lasziv rauchen“, so Bergmann

 Die Internierung in Frankreich, der sein Mutter mithilfe eines falsche französische Majore entkommen konnte, ihre Tätigkeit als erfolgreiche Geschäftsfrau und ihre Fähigkeit, sich auf dem Parkett der feinen  Gesellschaft mit Chuzpe zu behaupten, schilderte Michel Bergmann mit einem steten Anflug köstlichen Humors und schrägen Spaß. Sehr zu Vergnügen für Juden und Nichtjuden. 

 Im Dezember 2001 stürzte sich die 85-Jährige in ihrer Wohnung in Straßburg aus dem Fenster. Einsam sei sie gewesen, sagt eine Ärztin, die sie zuvor behandelt hat. Einsam, alt und krank. Michel Bergmann nähert sich in seinem Roman seiner schönen, schrecklichen Mutter, die ihn mit ihren Worten so sehr verletzen konnte, dennoch mit großem Respekt.

 „Mameleben“ ist ein Buch, das den Leser bis ins Mark trifft, ihn mitreißt und zum herzhafteng Lachen anregt, angesichts einer Lebensgeschichte, die ein Leben mit all seine Höhen und Tiefen würdigt. 

 

Bericht: Helmut Blecher, Dill-Zeitung

Bergmann, Michel - Mameleben oder das gestohlene Glück.   

978-3-257-07225-9 - Diogenes - 25,00 €

 

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